Japan 2018: Tag 11 (25.03.)

Heute ist Palmsonntag, und wir haben einen Gottesdienst und ein Konzert vor uns. Zwar wurden netterweise unsere Kleiderkoffer schon abgeholt und in die Kirche gebracht, aber wir müssen doch noch einige Dinge mit in den Stadtbus nehmen: Wasser, Programme, Geschenke. Da der Bus auch noch ein wenig früher fuhr als wir dachten, wird es etwas hektisch.

Überwältigendes Seufzen in der Kirche

Ziemlich eng gedrängt stehen wir im Bus. Doch an den Haltestellen hält der Bus. Und was wir nur von Erzählungen kannten: In den vollen Bus steigen an jeder Haltestelle noch weitere Menschen ein! Spannend wird es immer dann, wenn jemand aussteigen will, denn man steigt hinten ein und vorne aus!

Stellprobe in der Kirche

In der Kirche mit bunten Glasfenstern findet sofort eine Stellprobe statt. Hier steht nicht nur ein schöner Flügel, sondern der Klang ist auch hervorragend! Das motiviert unsere Sänger sehr. Wir bekommen Getränke und eine süße Stärkung, und dann beginnt auch schon der Gottesdienst. Wir sehen uns fragend um, als uns kleine Kopfhörer in die Hand gedrückt werden, hinter einer Glasscheibe sitzt Taka. Da wird uns klar: Wir bekommen eine Simultanübersetzung des Gottesdienstes! So können wir hören, wie herzlich wir von der Gemeinde empfangen werden, und wir bekommen auch den Segen für unsere Weiterfahrt gespendet. Wieder also wird uns eine große Würdigung entgegen gebracht.

Am Ende des Gottesdienstes singen unsere Sänger 2 Stücke. Nach dem Verhallen des letzten Tones stoßen die Zuhörer überwältigte, laute Seufzer aus und applaudieren heftig (während eines Festgottesdienstes!).

Das sich anschließende Mittagessen ist „das beste der ganzen Reise“. Man kann schmunzelnd beobachten, wie die Sänger Nachschlag des leckeren Currys erbitten und sich so richtig satt essen. Die Gemeinde kocht selbst!

Nun soll sich die übliche Mittagsruhe anschließen – und es entsteht eine komisch-absurde Situation: Während die einen Stühle im Speiseraum zusammenrücken, um Schlafplätze herzustellen, stellt der Kirchenvorstand dieselben Stühle in Reihen auf, um ein Public Viewing  vorzubereiten. Es dauert ziemlich lang, bis die Situation aufgeklärt und gelöst werden kann, und vielleicht sind es nicht nur Sprachschwierigkeiten… Wir haben auch unglaublich viel Gepäck, das überall im Raum verteilt ist. Aber das haben wir ja auch schon oft bemerkt: Überall kann man Handtaschen, Kameras, Handys liegen lassen. Die Menschen sind alle sehr höflich und hilfsbereit, und man muss überhaupt keine Furcht haben, dass etwas entwendet wird. Das macht das Reisen in Japan wirklich sehr unbeschwert.

Am Nachmittag ist Konzert. Die Kirche ist voll, und unsere Sänger (nebst Chorleiter und Pianistin) gestalten ein wunderschönes Konzert, das dem Palmsonntag absolut würdig ist. Kraftvolle Passagen sind in dieser Kirche richtig raumfüllend, und die Piano-Passagen singen die Sänger absolut differenziert und zart. Kein Wunder, dass die Gäste in Begeisterungsstürme ausbrechen und eine Zugabe fordern!

Es werden etliche CDs gekauft und Autogramme gefordert. Dabei gelangt eine Dame an die Tür der Umkleide – und als ihr Blick auf die sich umziehenden Männer fällt, stößt sie einen entsetzten Schrei aus und dreht blitzartig lachend auf dem Absatz um. Im Weggehen dankt sie jedoch nochmal sehr herzlich für das Konzert.

Handys sind ein sicherer Choristenmagnet

Nach dem Einpacken all unserer Habseligkeiten fahren wir mit der U-Bahn zur Burg Nijojo. Fast wie Profis (unter der Führung der Gemeinde und Taka!) schaffen wir es, vollständig dort anzukommen (die „Oberpaten“ passen prima auf ihre Jungs auf). Ewig lange Menschenschlangen stehen am Eingang, doch wir dürfen an allen vorbei in den Burgbereich. Hier ist Hanami, das Kirschblütenfest. Die zum großen Teil aufgeblühten Bäume sind von unten effektvoll angeleuchtet, an der Burgwand gibt es eine Lichtschau. Stände mit Essbarem und Andenken. Traditionelle Musik aus Lautsprechern. Nach einer Stunde sind alle Patengruppen (puh, bei den vielen Menschen nicht ganz selbstverständlich!) wieder am Ausgang. Wir marschieren zur Partnergemeinde, wo wir Sushi spendiert bekommen.

Hanami in der Burg

Nach der Heimfahrt mit dem Bus müssen noch schnell die Koffer gepackt werden, weil wir morgen zeitig raus müssen. Und dann sinken wir wieder einmal nach einem erfüllten Tag ins Bett.

Beleuchtete Kirschbäume

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