Chronik 1989–1995

1989

  • Das Jahr beginnt mit der erfreulichen Gewissheit, dass die Stadt Göttingen trotz eigener Finanznöte wieder einen Zuschuss in Höhe von 40.000 DM gewährt. Außerdem erhält der Knabenchor endlich die von der Stadt lange zugesagten Räume im Kulturzentrum Godehardstraße zur Einrichtung eines Chorbüros und Verwahrung des umfangreichen Notenmaterials. Die Chorproben finden weiterhin im Musikraum des Felix Klein Gymnasiums statt, zu dem aus alter Tradition immer noch enge Verbindungen bestehen.
  • Die positive Entwicklung im finanziellen Bereich erlaubt die Wiederaufnahme des im Vorjahr unterbrochenen Stimmbildungsangebots. Mit Sabine Birkenfeld steht dem Göttinger Knabenchor dafür seit Jahresbeginn eine qualifizierte Kraft zur Verfügung.
  • Im Februar wirkt der GK neben Musikern aus der polnischen Partnerstadt Thorn an einem Festkonzert zum 10jährigen Bestehen der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in der IGS-Geismar mit. Wenig später folgt die Mitwirkung des Knabenchores bei der Aufführung der Matthäuspassion in Bad Gandersheim (5.3.) und Helmstedt (12.3.) unter der Leitung von Martin Heubach.
  • Die bei den Choristen beliebte Chorfreizeit findet in den Pfingstferien wieder auf der Nordseeinsel Borkum statt. Geprobt wird die Schulmeister-Kantate von Georg Philipp Telemann, die im Juni als Schülerkonzert im Rahmen der Händel-Festspiele in der Aula der Pädagogischen Hochschule mit dem Jugend-Sinfonie-Orchester und Olaf Harmsen in der Rolle des Schulmeisters unter der Leitung von Stefan Kaden aufgeführt wird. Der „Schulmeister“ ist das Erfolgsstück des Jahres, denn die auch szenisch arrangierte Aufführung wird anschließend noch zweimal wiederholt im Rahmen eines öffentlichen Konzerts in der Aula der Freien Waldorfschule und als musikalischer Beitrag in der Festveranstaltung zur Verabschiedung des Schulleiters des Felix Klein Gymnasiums, OStD Schwien, in der Aula des FKG. Die Männerstimmen des Chores, die an der Telemannaufführung nicht beteiligt sind, erarbeiten parallel dazu die „Missa in honorem St. Ceciliae“ für Männerstimmen von Franz Herzog, die sie in einem Gottesdienst der St. Paulusgemeinde zu Gehör bringen.
  • Musikalisch vielfältig ist auch das Programm des Chores im 2. Halbjahr mit dem Singspiel „Die Bremer Stadtmusikanten“ von Günther Kretzschmar (Aufführung unter der Leitung von Mario Liepe mit dem Schülerorchester der Jugendmusikschule des Landkreises Göttingen im Rahmen des 1. Südniedersächsischen Musikschultages am 8.10.), einem geistlichen A-cappella-Konzert in der Marienkirche (mit Werken von Palestrina, Gabriel Fauré, Franz Herzog und Stefan Kaden) im November, dem Weihnachtskonzert am 16.12. – „in guter alter Quempas-Tradition“, wie das Göttinger Tageblatt in seiner Besprechung vom 18.12. titelte – und der musikalischen Mitwirkung in der Christvesper von St. Marien am 24.12.
  • Eine neue Erfahrung für den Göttinger Knabenchor ist die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Theater in der DT-Produktion „Im weißen Rössl“, die am 30.12. Premiere hat.

1990

  • Die Auftritte des Chores im Deutschen Theater werden mit ca. 4 bis 6 Vorstellungen pro Monat bis zum Ende der Spielzeit zur Routine. Dennoch bleibt das Theaterengagement eine willkommene Abwechslung zum üblichen Probenbetrieb, das den Choristen viel Spaß macht. Im Februar und November findet jeweils wieder eine 3-tägige Chorfreizeit in Dassel statt sowie eine längere während der Pfingstferien in Clausthal-Zellerfeld.
  • Singen im Gottesdienst ist eine alte Knabenchortradition, die der Chorleiter Stefan Kaden in diesem Jahr verstärkt aufgreift. So singt der GK insgesamt siebenmal in Gottesdiensten verschiedener Kirchengemeinden: zur Passionszeit in der Albanikirche und in der St. Aegidienkirche in Heiligenstadt, am Pfingstsonntag in der ev.-method. Kirche in Clausthal-Zellerfeld, im Juni in der ev. Kirche in Krebeck, im Advent in der Reformierten Kirche in Göttingen sowie in der Corvinuskirche und am Heiligen Abend in der Christvesper von St. Marien.
  • Beim Festakt zum 100jährigen Jubiläum des Felix Klein Gymnasiums am 12. Mai in der Aula des FKG tritt der Knabenchor mit Franz Herzogs Musik zu Christian Morgensterns „Palmström“ auf, die in den 50er Jahren unter Herzogs Leitung mit dem Schulchor am FKG uraufgeführt wurde. An der Aufführung wirken mit großer Begeisterung auch ehemalige Chorsänger mit, dazu Falk Zimmer und Joel Nägerl – auch ein ehemaliger Knabenchorsänger – am Klavier. Nach dem Festakt kommen ehemalige und aktive Chormitglieder in einer fröhlichen Runde zusammen, für die Ehemaligen eine schöne Gelegenheit zum Austausch von Erinnerungen an die gemeinsame Chorzeit unter Franz Herzog und für die jungen Aktiven ein lebendiger Einblick in die Tradition und Geschichte des Chores.
  • Die Palmström-Musik wird im September anlässlich der 1.000-Jahr-Feier des Fleckens Adelebsen in der Mehrzweckhalle Lödingsen ein weiteres Mal aufgeführt. Wiederholt wird auch das im Vorjahr einstudierte Singspiel von Kretzschmar im Rahmen des 2. Südniedersächsischen Musikschultages am 24.6. in der Stadthalle Osterode.
  • In einem geistlichen Konzert ist der Knabenchor im Oktober in der Marienkirche mit der Bach-Kantate „Ein feste Burg ist unser Gott“, der Uraufführung der „Missa brevis“ für Männerchor mit Knabenstimmen von Stefan Kaden sowie Franz Schuberts „Messe in G-Dur“ zu hören zusammen mit dem Kammerorchester St. Jacobi und einem Solistenensemble. Dabei tritt vor allem der Knabensolist des Chores mit einer herausragenden Leistung in Erscheinung, die der Rezensent des Göttinger Tageblatts anschließend so beschreibt: „Höhepunkte der Aufführung waren zweifellos die mit lupenreinem Sopran vorgetragenen Soloeinlagen von Jan Bürger, dessen musikalische Souveränität hohe Beachtung verdient.“
  • Zum Abschluss des Chorjahres erklingt wie immer das bei den Göttingern besonders beliebte Weihnachtskonzert in der Marienkirche, die in den letzten Jahren zur wichtigsten Auftrittsstätte des Knabenchores geworden ist.

1991

  • Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Göttingen muss der Chor wie auch im Vorjahr erneut eine Kürzung des städtischen Zuschusses verkraften. Mittlerweile sind aber die Schulden des Chores vollständig abgebaut und die Mindereinnahmen auch dank einer ABM-Förderung der Chorleiterstelle nicht mehr Existenz gefährdend. Kürzungen des städtischen Zuschusses bleiben gleichwohl auch in den Folgejahren ein Dauerproblem.
  • Der Chor ist Anfang März in der Passionsvesper der St. Albanikirche zu hören ebenso wie in zwei weiteren Gottesdiensten der St. Albani- und St. Mariengemeinde im Juni und September.
  • Die Chorfreizeiten finden im Februar und April in Dassel und Clausthal-Zellerfeld statt. Sie dienen der Vorbereitung eines geistlichen A-cappella-Programms für die geplante Konzertreise in den Herbstferien.
  • Vom 1. bis 3. Oktober ist der Kieler Knabenchor zu Gast beim Göttinger Knabenchor. Das Konzert der Gäste in der Marienkirche ist gut besucht und ein voller Erfolg.
  • Zum ersten Mal seit mehreren Jahren geht der Göttinger Knabenchor vom 6.- 12. Oktober wieder auf eine Konzertreise. Ziel der Reise ist Schleswig-Holstein mit Konzerten in der Klosterkirche von Uetersen bei Hamburg und der Stadtkirche in Preetz. In Uetersen ist der Chor bei den Chorknaben Uetersen zu Gast, die zuletzt 1987 als Gäste des GK in Göttingen waren. Zur Freude der Choristen gibt es auch Freizeittage in Hamburg und im Heidepark Soltau zum Abschluss der Chorreise. In Göttingen war das Konzertprogramm der Reise zuvor bei einer öffentlichen Generalprobe in der Stephanuskirche zu hören.
  • Nach der Rückkehr beginnt eine besonders probenreiche Zeit, denn wie immer häufen sich die Konzertauftritte des Chores im Dezember. Es beginnt mit einem Adventssingen beim Weihnachtsbasar im Bürgerhaus Bovenden am 1. Dezember. Am 8.12. folgt ein Weihnachtskonzert in der Bovender Kirche, am 11.12. die Mitwirkung bei der vorweihnachtlichen musikalischen Morgenveranstaltung der Stadt Göttingen in der Stadthalle, am 19.12. das traditionelle große Weihnachtskonzert des GK in St. Marien und am 24.12. die musikalische Mitwirkung des Chores in der Christvesper der Mariengemeinde. Zusätzlich wirken die Knabenstimmen am 13.12. in der Stadthalle im Sinfoniekonzert des GSO unter der Leitung von Chefdirigent Christian Simonis mit.

1992

  • Jeweils im März und September finden in St. Albani Vespern statt, in denen der Chor geistliche A-cappella-Werke aufführt.
  • In einem Konzert mit dem GSO unter der Leitung von Stefan Kaden in der Stadthalle steht am 23. Mai Joseph Haydns Te Deum auf dem Programm.
  • Höhepunkt des Jahres ist am 21. Juni das Festkonzert zum 30jährigen Chorjubiläum in der Universitätsaula. Aus diesem Anlass erscheint auch eine kleine Festschrift.
  • Am 23. Oktober wirkt der Knabenchor in einem GSO-Konzert mit Werken von Michael Haydn und Mozart unter der Leitung von Christian Simonis mit.
  • Im Weihnachtskonzert in St. Marien am 19.12. wird eine Motette von Stefan Kaden uraufgeführt: „Mache dich auf, werde Licht“, die die Zuhörer mit spontanem Beifall bedenken. Die musikalische Mitwirkung des Chores in der Christvesper der Marienkirche am 24.12. hat sich mittlerweile herumgesprochen und führt jedes Jahr erneut zu einer überfüllten Kirche am Heiligabend.

1993

  • Das Chorjahr beginnt mit einer Chorfreizeit vom 12.-14. Februar auf Burg Ludwigstein. Eine weitere 4-tägige Freizeit findet Ende der Osterferien in Hemeln an der Weser statt.
  • Ein erster Höhepunkt ist die Mitwirkung der Knaben als „Soprano in ripieno“ bei der Aufführung von Bachs Matthäuspassion durch die Jacobikantorei in der St. Jacobikirche am 21. Februar.
  • In St. Marien finden am 20.3. und 15.5. zwei Knabenchorvespern statt. Außerdem singt der Chor am 25.4. im Konfirmationsgottesdienst der Mariengemeinde und am 2.5. im Konfirmationsgottesdienst der Stephanusgemeinde.
  • Am Abend des 2. Mai wirkt der Chor bei einem Gemeinschafts-Jugendkonzert „Musik und Tanz“ in der Göttinger Stadthalle mit, an dem neben dem Knabenchor die Musikschule für den Landkreis und die Stadt Göttingen, das Jugendsinfonieorchester, viele von Privatlehrern unterrichtete junge Instrumentalisten, eine Ballettschule und das GSO beteiligt sind.
  • Ende September startet der GK zu einer Konzertreise nach Polen (26.9.–2.10.) mit Konzerten in Thorn, Graudenz und Danzig. Das Konzert in Göttingens Partnerstadt Thorn findet besondere Zustimmung bei den Besuchern und in der Presse. Das Reiseprogramm wurde dem heimischen Publikum zuvor in der Klosterkirche Nikolausberg präsentiert.
  • Im Dezember hat der Göttinger Knabenchor Besuch vom polnischen Knabenchor „Stettiner Nachtigallen“, die Konzerte in Göttingen und Kassel geben.
  • Im Weihnachtskonzert am 18.12. in der Marienkirche wird die Kantate: „Wisst ihr noch, wie es geschehen“ von Stefan Kaden mit großem Beifall uraufgeführt. Das Chorjahr endet wieder mit der musikalischen Mitwirkung in der Christvesper am Heiligabend in der überfüllten Marienkirche.

1994

  • Musik zur Passionszeit mit Chorwerken von J. Gallus, H. Schütz, J.S. Bach, J. Kuhnau, G. Deákbárdos und A. Bruckner bringt der Knabenchor am 6.3. in St. Paulus zu Gehör.
  • Am 6. Mai wirkt der Chor beim Abschlusskonzert zum 125jährigen Jubiläum des Gesangvereins Groß Schneen in der Gaußschule in Groß Schneen mit.
  • Vom 11.–14. Mai ist der „Roder Jongenskoor“ aus den Niederlanden zu Gast beim Göttinger Knabenchor. Die Gäste geben in dieser Zeit Konzerte in Göttingen (St. Marien) und Kassel (St. Familia).
  • Am 20. Oktober bricht der Chor erneut zu einer Konzertreise nach Polen auf, nachdem er das Reiseprogramm zuvor in einem Konzert am 16.10. in Göttingen vorgestellt hat. Das Konzert im Thorner Artushof ist besonders gut besucht und wird vom polnischen Publikum sehr gut aufgenommen. Weitere Konzerte finden in der Musikakademie Bromberg, im Dom von Kulm und im Stettiner Schloss statt; in Stettin ist es ein Gegenbesuch bei den „Stettiner Nachtigallen“, die im Vorjahr in Göttingen zu Gast waren. Zum Abschluss der Konzertreise singt der Chor in Misdroy an der Ostsee.
  • Einen vollen Terminkalender hat der Knabenchor wieder zur Weihnachtszeit. Gemeinsame Konzerte mit dem GSO, davon eines in Hamburg, stehen am 17. und 18.12. auf dem Programm; dazu kommt das traditionelle Weihnachtskonzert am 10.12. in St. Marien, ein vorweihnachtliches Konzert bei der EAM-Kassel am 7.12., Adventssingen im Klinikum am 11.12. und die Mitwirkung bei der Christvesper in St. Marien am Heiligabend.

1995

  • Nach kleineren musikalischen Beiträgen in Gottesdiensten im Februar und März gibt es im Frühsommer wieder eine Reihe von anspruchsvollen Konzertauftritten: am 14. Mai Mitwirkung bei einem Benefizkonzert in der Aula der Universität; am 5. Juni eine Matinee im Alten Rathaus mit dem Knabenchor und der Akademischen Orchestervereinigung Göttingen im Rahmen des Göttinger Händelfestes (nach mehreren Jahren endlich wieder dabei!); am 16./ 17. Juni Mitwirkung bei Carl Orffs „Carmina Burana“ mit dem GSO in der Stadthalle und am 1. Juli Mitwirkung bei der Aufführung von Gustav Mahlers 8. Sinfonie („Sinfonie der Tausend“) zur Wiedereröffnung der Stadthalle in Kassel unter der Leitung von GMD Georg Schmöhe.
  • Der GK hat im Laufe des Jahres drei auswärtige Chöre zu Gast: vom 21.–23. August den Warschauer Knabenchor „Cantores minores“; am 14./ 15. September die „Knabenkantorei Basel“ und vom 25.–28. November den Knabenchor der Cheltenham College – Junior School aus England. Alle drei Chöre geben Gastkonzerte in St. Marien, der Chor aus Göttingens Partnerstadt Cheltenham außerdem ein gemeinsames Konzert mit dem GK am 26.11. in Kassel.
  • Nach der Chorfreizeit in Katlenburg vom 7.–10. September zur Vorbereitung der Konzertreise geht der Knabenchor am 27.10. selber auf Fahrt nach Schleswig-Holstein mit Konzerten in der Nikolaikirche in Kiel (dort Besuch beim Kieler Knabenchor) und in dem kleinen „Kirchlein am Meer“ in Schobüll bei Husum. Auf dem Programm stehen Werke von Gallus, Purcell, Scarlatti, Bruckner, Strawinski (Pater Noster) und Mendelssohn („Hebe deine Augen auf“ und „Laudate Pueri“). Die Kritik in den „Kieler Nachtrichten“ lobt „den Schimmer höchster Anmut und Kunst“ bei der Darbietung der aufgeführten Werke.
  • Der Knabensolist des Chores Stefan Sauer erringt beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ den ersten Platz im Fach Sologesang. Das GSO unter der Leitung von Christian Simonis stellt ihn und andere Preisträger in einem Konzert in der Stadthalle am 29.11. der Öffentlichkeit vor. Dazu der Rezensent im Göttinger Tageblatt: „Mit strahlendem Sopran sang der 13jährige Stefan Sauer das Solo im ‚Agnus Dei’ aus Mozarts ‚Krönungsmesse’. Seine Intonationssicherheit und Gestaltungskraft war dabei höchst eindrucksvoll.“
  • Das Chorjahr endet wie immer mit zahlreichen Auftritten in der Adventszeit (u. a. Weihnachtssingen im Lager Friedland), dem Weihnachtskonzert des GK am 16.12. und der musikalischen Mitwirkung bei der Christvesper in St. Marien.
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