Chronik 1971–1980

1971

Die Händelgesellschaft feierte ihr 40jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass komponierte Franz Herzog sein „Händel-Historical“, das zum Abschluss der Händelfestspiele, dirigiert vom Komponisten, in der Stadthalle aufgeführt wurde. Aber die Angelegenheit war nicht frei von Irritationen, weil Außenstehenden vorab nicht klar war, was mit dieser musikalischen Parodie auf die konservative Händel-Szene in Göttingen zukam. Jedenfalls gab es „Play-Händel“, u. a. mit Falk Zimmer als Jazz-Pianist, und viele Bearbeitungen bekannter Händel-Stücke. Wegen der umfangreichen Arbeiten für die Einstudierung des Händel-Historicals und der Vorbereitung einer USA-Tournee gab es in diesem Jahr nur wenige Veranstaltungen.

  • 1.–4.5. Probenwoche im Schullandheim des FKG in Eddigehausen.
  • 6.7. Aufführung des „Händel-Historicals“ von Franz Herzog in der Stadthalle. Für den Chor ist die Aufführung ein großer Spaß, u. a. weil sich die Knaben in einer Szene mit offizieller Erlaubnis auf der Bühne ausgiebig prügeln dürfen. Weil das langjährige Festspielorchester der Göttinger Händel-Festspiele, das Pforzheimer Kammerorchester, kurz vor der Aufführung seine Mitwirkung absagt, springt kurzfristig das Rundfunkorchester Hannover ein, und das unter erschwerten Bedingungen, weil alle Noten zu diesem Zeitpunkt nur handschriftlich vorliegen.
  • 8.–10.7. Das Long Island Youth Orchestra ist zu Besuch beim GK. Der Besuch aus New York eröffnet gute Kontakte in die USA, so dass der GK seine erste Überseereise in Angriff nehmen kann. Für diese Reise, die schon im nächsten Jahr realisiert werden kann, sind zwei große Programme, ein geistliches und ein weltliches, einzustudieren. Damit ist der Chor in der zweiten Jahreshälfte gut beschäftigt, weil das Reiseprogramm bereits im Januar 1972 bei einer kleinen Konzertreise nach Helmstedt präsentiert werden soll.

1972

Die dreiwöchige USA-Reise war natürlich der unumstrittene Höhepunkt des Jahres. Leider brach sich Falk Zimmer kurz vor der Reise den Arm, so dass er zwar mitreisen konnte, aber als Pianist ausfiel. Und leider, leider traute sich Franz Herzog zum ersten Mal etwas nicht zu, nämlich sein eigenes Werk selbst am Klavier öffentlich zu spielen. Für den Chor war die Reise ein wunderbares Erlebnis mit vielen Abenteuern.

  • 29.–31.1. Reise nach Helmstedt mit dem Amerika-Reiseprogramm, Begegnung mit dem Helmstedter Knabenchor und seinem Leiter Dr. Israel. Spontanes „Nachtkonzert“ des Männerchores in einer örtlichen Kneipe, was ihm eine Menge Freibier einträgt. Besichtigung des VW-Werks in Wolfsburg.
  • 20.3.–7.4. Amerika-Reise mit Stationen in Denver (von dort Ausflug in die Rocky Mountains), Wichita und New York. Insgesamt 10 Konzerte, teilweise schon früh am Morgen, davon das bedeutendste am Vormittag in der „Trinity Church“ in New York. Der Knabenchor singt eigens für diesen Anlass von F. Herzog komponierte Stücke in englischer Sprache. Für den Männerchor sind die neuen „Five Short Songs“ mit Klavier im Programm.
  • 24.6. Aufführung des Oratoriums „Alexander Balus“ von Georg Friedrich Händel im Rahmen der Händelfestspiele in der Stadthalle.
  • Musikalische Umrahmung der geselligen Veranstaltung beim 3. Europäischen Kongress für pädiatrische Neurochirurgie in der Stadthalle.
  • 12.9. „Lieder aus dem Göttinger Hain“ in der Universitätsaula mit Werken von Brahms, Mendelssohn, Cornelius, Schubert, Beethoven, Reichardt und Mozart nach Texten von Hölty, Voß, Overbeck, Claudius, Bürger und L. L. Graf zu Stolberg. Mitwirkende: Jörg Vorpahl, Tenor, und Falk Zimmer, Klavier.
  • 13.–18.10. Erster Besuch der „Posener Nachtigallen“ mit einem gemeinsamen Konzert in der Stadthalle im Rahmen der 1. Polnischen Kulturtage. Dabei singen beide Chöre den 100. Psalm von Schütz zusammen. Das Konzert ist der Beginn einer langjährigen Freundschaft beider Chöre und ihrer Leiter, Prof. Stuligrosz und Franz Herzog. Zum Abschluss des Besuchs gibt es ein riesiges „Pot-Luck-Dinner“ für 400 Personen in der Aula des FKG mit vielen kulinarischen Highlights und unterhaltsamen „Einlagen“. Z.B. müssen die beiden Chorleiter auf einem echten Alphorn um die Wette blasen und die beiden Chorpianisten „gegeneinander“ antreten und ihr Können beweisen Dazu viele musikalische Geschicklichkeitsspiele der Choristen.
  • 22.10. Mitwirkung im Galakonzert des GSO mit dem „Ave verum“ von Mozart.
  • 14.12. Mitwirkung bei der vorweihnachtlichen musikalischen Morgenveranstaltung der Stadt Göttingen in der Stadthalle.

1973

Mit dem Reiseziel Schweden stand erneut eine größere Reise im Zentrum des Jahres, die neben hervorragenden Konzerten vor oftmals kleinem Publikum vor allem die für die Folgejahre bedeutende neue Freundschaft zum Stockholmer Knabenchor brachte. Beim Händelfest gab es zum ersten Mal ein Händel-Oratorium mit Riesenchor (GK und „Posener Nachtigallen“ zusammen), etwa 160 stimmgewaltige Sänger, so dass zum ersten Mal selbst das Blech im Orchester keine Chance hatte, den Chor zu übertönen.

  • Ostern 1973 erste Schwedentournee des GK mit Konzerten in Boras, Skara, Vänersborg, Örebro, Stockholm, Falun, Mora, Orsa, Älvdalen, Strängnäs und Jönköping.
  • Konzerte in Hankensbüttel und Helmstedt.
  • 23.6. Gastkonzert des Stockholmer Knabenchores in der Albanikirche und Singen im Gottesdienst am Sonntag, 24.6.
  • 24.6. Aufführung des „Messias“ beim Händelfest zusammen mit den „Posener Nachtigallen“. Große Teile des Konzerts erscheinen als 6. Schallplatte des GK (direkter Mitschnitt).
  • Gemeinsames Konzert mit den Posener Nachtigallen in Hannover-Herrenhausen mit Empfang durch die Stadt Hannover.
  • Produktion der 7. Schallplatte des GK mit geistlicher Chormusik.
  • 9.11. Mitwirkung bei der Einweihung des Mahnmals am Platz der ehemaligen Synagoge, Untere Maschstraße. Der Chor singt „Richte mich Gott“, eine Psalmvertonung von Mendelssohn-Bartholdy, und den dritten Chor aus den „Fest-und Gedenksprüchen“ von Brahms, „Wo ist ein so herrlich Volk“ aus dem 5. Mose-Buch.
  • Mitwirkung bei der Einweihung der Janusz-Korczak-Schule in Nikolausberg.

1974

Höhepunkt des Jahres war im November die Reise nach Polen mit einem großen Konzert in der staatlichen Philharmonie in Posen. Der Besuch eines renommierten Mädchenchores aus Frankreich führte zu einem neuen langjährigen Chorkontakt.

  • 2.2. „Maurerische Trauermusik“ und „Requiem“ von Mozart in der Stadthalle.
  • 29.6. Aufführung des Oratoriums „Jephta“ beim Händelfest in der Stadthalle.
  • Vespernzyklus des GK mit insgesamt drei Vespern in St.Albani.
  • 25.8. Chorbesuch mit Konzert des französischen Mädchenchores „La Maîtrise Gabriel Fauré“ aus Marseille in der Universitätsaula.
  • Ende November 1974 anlässlich der „Göttinger Tage in Polen“ Konzerte des GK sowie Rundfunk- und Fernsehaufnahmen in Poznan, Kalisz und Gniezno.
  • Im Dezember Mitwirkung bei der musikalischen Morgenveranstaltung der Stadt für ältere Mitbürger in der Stadthalle.

1975

Die Konzertreise mit einem Gegenbesuch bei dem berühmten Mädchenchor „La Maîtrise Gabriel Fauré“ und das Oratorium „Saul“ bei den Händel-Festspielen waren die herausragenden Ereignisse des Chorjahres.

  • Fortsetzung des Vespernzyklus mit sechs weiteren Vespern in St.Albani.
  • Im März Konzertreise ins Elsass, die Schweiz und nach Südfrankreich mit Konzerten in Scherwiller, Marseille, Aix-en-Provence, Toulon, Nice, Menton, Avignon und Basel.
  • 27.3. Besuch der Stuttgarter Hymnuschorknaben unter Prof. Gerhard Wilhelm mit einem Konzert der Gäste in der Albanikirche u. a. mit zwei Bach-Motetten („Jesu meine Freude“ und „Komm, Jesu komm“), außerdem einer Messe für zwei vierstimmige Chöre von Frank Martin.
  • 26.6. Zusammen mit dem Stockholmer Knabenchor Aufführung des Oratoriums „Saul“ beim Händelfest in der Stadthalle.
  • Kleine Konzertreise nach Hamburg, Elmshorn und Uetersen. Konzert des GK in Elmshorn am 2.10. und gemeinsames Festkonzert mit den Chorknaben Uetersen am 3.10. anlässlich ihres 10jährigen Bestehens.

1976

  • Fortsetzung des Vespernzyklus in St. Albani mit drei weiteren Vespern.
  • Mitwirkung in der Oper „Zar und Zimmermann“ von Lortzing.
  • 7.2. 1. Rathausserenade mit „Fluch des Krieges“ von Franz Herzog.
  • Zweiter Chorbesuch von „La Maîtrise Gabriel Fauré“, sogar mit zwei Konzerten der Gäste: am 25.3. in der Universitätsaula und zwei Tage später in der Albanikirche.
  • 23.6. Oratorium „The Triumph of Time and Truth“ beim Händelfest in der Stadthalle.
  • 5.9. Konzert in Bursfelde im Rahmen einer Veranstaltungsreihe des Mündener Kulturrings, Mitwirkung von Utta und Falk Zimmer.
  • Ende September bis Anfang Oktober zweite Konzertreise nach Schweden mit Konzerten in Stockholm, Sigtuna, Uppsala, Rättvik, Älvdalen, Orsa, Västeras und Lidköping.

1977

Die kurzfristige Absage von polnischer Seite einer bereits geplanten Konzertreise nach Polen mit Konzerten in Danzig und Thorn war für den Chor und seinen Leiter die größte Enttäuschung des Jahres.

  • 12.2. Konzert in St. Jacobi mit Brahms „Schicksalslied“ und dem „Requiem“ von Mozart.
  • 15. 5. Konzert in Hamburg im Rahmen der „Baumblüte-Konzerte“.
  • 15.6. Zusammen mit den „Posener Nachtigallen“ Aufführung des Oratoriums „Judas Maccabäus“ beim Händelfest in der Stadthalle.
  • Fernsehaufnahmen in Friedland für zwei Sendungen der ARD-Reihe „Schaukelstuhl“.
  • Aufnahmen für zwei weitere Schallplatten des GK: „Geistliche und weltliche Chormusik“ und „Weihnachtsmusik“.
  • 22.12. Weihnachtskonzert in der Albanikirche.

1978

  • 8.6. Oratorium „Acis und Galatea“ in der Bearbeitung von Mozart beim Händelfest (Stadthalle).
  • Anfang Oktober Konzertreise in die Schweiz mit Konzerten in Badenweiler, Rheinfelden, Solothurn, Breitenbach, Basel und Stein am Rhein.

1979

Eine einschneidende Veränderung für die Zukunft des Chores war die Tatsache, dass Franz Herzog zum 1.8.1979 als Oberstudienrat am FKG in den Ruhestand versetzt wurde. Damit fand die sehr enge Bindung an das FKG ihr formales Ende. Durch die Einführung der Orientierungsstufe verlor das FKG zudem die Jahrgänge 5 und 6, so dass die Nachwuchsgewinnung erheblich schwieriger wurde. Versuche, in dieser Hinsicht stärker mit den Grundschulen zu kooperieren, waren nicht sonderlich erfolgreich. Als Probenort blieb das FKG aber weiterhin das räumliche Zentrum des GK. Diese Verbindung wurde auch durch die Beteiligung des GK zum 50jährigen Gebäudejubiläum des FKG deutlich, bei dem der GK zwei Veranstaltungen beisteuerte.

  • 24.–27.5. Feierlichkeiten zum 50jährigen Gebäudejubiläum des FKG mit einer Vesper in St. Albani am 25.5. und einem Männerchorkonzert des GK mit vielen Solisten (weitgehend Ehemalige des FKG) am 26.5. in der Aula des FKG, u. a. mit der offiziellen Uraufführung der „Five Short Songs“ von Franz Herzog.
  • 14.6. Chöre aus den späten Oratorien von Händel als eigene Veranstaltung des GK im Rahmen des Händelfestes unter der Leitung von Franz Herzog in der Johanniskirche, zusammen mit dem Mozartorchester aus Hamburg.
  • Ende September Konzertreise nach England mit Konzerten in Cheltenham, Cirencester, Gloucester, Northleach und Pershore Abbey. Der Chor reist mit zwei vollständigen Programmen (geistlich und weltlich), die sich nur wenig überschneiden. Die politische Spitze der Stadt Göttingen mit OB Artur Levi und Oberstadtdirektor Kurt Busch sitzt bei dem Konzert in Gloucester im Publikum, um „ihren“ Chor zu hören. Untergebracht ist der GK in dem wunderbaren Landsitz „Cowley Manor“. Ein besonderes Erlebnis für die Choristen ist außerdem ein Ausflug nach London.
  • 18.11. Mitwirkung bei der Gedenkstunde des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge im Ratssaal des Neuen Ratshauses.

1980

Es war das letzte Jahr von Franz Herzog als Chorleiter, das gleichzeitig durch die (erneute) Absage einer bereits vollständig vorbereiteten Konzertreise nach Polen überschattet war. Enttäuscht schrieb Franz Herzog am 14.5. an seine Sänger: „So bleibt mir nur zu sagen, dass musikalische Übung, recht verstanden, nie vergeblich ist; ein schwacher Trost freilich, wenn man sich zugleich auch auf eine erlebnisreiche Reise gefreut hat.“ Im Herbst des Jahres trat Franz Herzog aus gesundheitlichen Gründen von der Chorleitung zurück.

  • 22.4. Mitwirkung bei der Festveranstaltung zum 90jährigen Jubiläum des Fremdenverkehrsvereins Göttingen in der Stadthalle mit Oberstadtdirektor Kurt Busch und OB Artur Levi.
  • 20./ 21.5. Besuch des Dresdner Kreuzchores in Göttingen mit einer für die Crucianer überraschenden Unterbringung in Privatquartieren, was die ganze Unternehmung fast zum Platzen bringt. Erst nach langwierigen Telefongesprächen mit der DDR-Botschaft in Bonn dürfen die Sänger aus ihren drei Bussen (mit ca. 20 Begleitern) aussteigen und sind begeistert, sich endlich frei in der Stadt bewegen zu können. Am 20.5. dann das Konzert des Kreuzchores unter der Leitung von Prof. Martin Flämig in der St. Jacobikirche, bei dem neben vielen bekannten Werken „Die Sintflut“ von Willy Burkhard zu hören ist.
  • 13.6. Mitwirkung bei der Abiturientenentlassung am FKG.
  • 12.7. Geistliches Konzert in der Johanniskirche.
  • Im Frühherbst des Jahres zieht sich Franz Herzog aus gesundheitlichen Gründen von der Chorleitung zurück. Um eine Vakanz in der Chorleitung zu vermeiden, beauftragt der Vorstand des Fördervereins seinen Schüler Torsten Derlin mit der kommissarischen Leitung, der nach seiner Ausbildung im GK ein Musikstudium in Hannover absolviert hat, unterstützt von Olaf Harmsen für die Leitung des Männerchores und Udo Roestel für die Geschäftsführung, beide ebenfalls ehemalige GK-Choristen. Das Weihnachtskonzert in der Albanikirche, in dem der Chorgründer mit vielen Liedsätzen vertreten ist, wird erstmalig von Torsten Derlin geleitet ebenso wie die Auftritte des Chores in der Adventsfeier für ältere Mitbürger in Holtensen und bei der vorweihnachtlichen musikalischen Morgenveranstaltung der Stadt Göttingen in der Stadthalle.
  • Auf seiner Konzertreise nach Deutschland und Österreich ist der Stockholmer Knabenchor vom 30.11. bis 1.12. (wieder einmal) zu Gast beim Göttinger Knabenchor. Die Gäste geben am 1.12. ein Konzert in der Albanikirche.
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