Weihnachtsbrief 2020

Liebe Freunde und Förderer des Göttinger Knabenchors,

zum bevorstehenden Weihnachtsfest und dem Jahreswechsel wünschen wir Ihnen alles Gute und hoffen, dass Sie trotz der einschneidenden coronabedingten Maßnahmen eine erfüllte Zeit haben können.

Viele von Ihnen hätten wir normalerweise – wie jedes Jahr – in der Marienkirche getroffen, entweder beim Weihnachtskonzert oder in der Christvesper. Diese Tradition ist für alle eine große Bereicherung, zumal ehemalige Sänger auf ihre Freunde treffen können, die inzwischen weit entfernt wohnen. Bis vor Kurzem haben wir versucht, reduzierte Varianten möglich zu machen, doch inzwischen ist klar, dass der Knabenchor zum ersten Mal in seiner Geschichte kein Weihnachtskonzert singen darf und auch das Singen in der Christvesper unter Mitwirkung vieler ehemaliger Sänger ausfallen muss. Das ist für die Choristen und ihre Familien, aber auch für die vielen Zuhörer ein einschneidender Verlust.

Überhaupt hat das gesamte Jahr 2020 den Chor schwer getroffen: Seit März mussten für den Knabenchor alle Veranstaltungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden, einschließlich der lange und intensiv vorbereiteten Konzert­reise nach Finnland und ins Baltikum während der Osterferien. Das war für den Chor, den Chorleiter und die Reise-AG ein großer Frust. Wir hofften wenigstens auf einen Neustart mit unserer traditionellen Chorfreizeit am Ende der Sommerferien. Als aber das Tagungshaus in Germershausen dem Chor wegen der Corona-Auflagen die Chorfreizeit absagte, schien auch das zunächst verloren. Doch wir ließen uns nicht entmutigen und fanden im Zeltlager „Stolle“ in der Nähe von Göttingen eine spannende Alternative. Zum Glück spielte der Himmel mit, und wir konnten tatsächlich wieder mit dem ganzen Chor draußen unter freiem Himmel proben. Es wurde eine Chorwoche ganz anderer Art mit Übernachtung in Zelten und Mahlzeiten im Freien. Natürlich musste ein ausgefeiltes Hygienekonzept vorgelegt werden. Außerdem wurden vorher sämtliche Teilnehmer auf Corona getestet, zum Glück alle negativ. So konnten wir sicher sein, dass uns so kurz nach der Sommerferien-Reisezeit kein unerkannter Corona-Fall einen Strich durch diese Chorfreizeit machen würde. Die Jungen haben nicht nur das Singen, sondern auch das Spielen und Toben in vollen Zügen genossen. Sie waren endlich wieder ein Chor. Auch die Integration vieler neuer Sänger ist dadurch gut gelungen.

Im Pool auf der Stolle …
… und weitere Freizeitaktivitäten

Zum Schulbeginn hatte der Chor wieder verschärfte Bedingungen für die Proben. Hygienekonzepte mussten erstellt, Plexiglas-Scheiben installiert werden. So konnte bis Oktober in verschiedenen Klein-Gruppen geprobt werden, ab November war nur noch das Singen im Einzelunterricht möglich. Nicht alle, aber doch sehr viele Sänger haben die Proben unter diesen erschwerten Bedingungen mitgemacht. Unserem Chorleiter und den anderen künstlerischen Mitarbeitern sei an dieser Stelle für ihren hohen Einsatz sehr gedankt.

Proben mit Abstand

Ein großes Problem, das wir mit allen Knabenchören teilen, ist allerdings die Tatsache, dass derzeit die Nachwuchsgewinnung fast unmöglich ist, so dass für die nähere Zukunft im Konzertchor Ausfälle in den Knabenstimmen zu erwarten sind. Wir hoffen aber sehr, dass unsere Frühförderungsgruppen an den Grundschulen im zweiten Schulhalbjahr ab Februar 2021 wieder voll durchstarten können.

Durch die Pandemie haben wir gemerkt, dass wir für die Zukunft technisch besser aufgestellt sein müssen. Die politisch Verantwortlichen haben glücklicherweise auch an die Kultur gedacht. Auch wir konnten von Förderprogrammen profitieren, so dass der Knabenchor heute technisch hochwertig ausgerüstet ist und in Zukunft selbstständig Konzerte aufnehmen und auch streamen kann. Das wäre ohne die Corona-Hilfen nicht in dieser Weise möglich gewesen. Jetzt müssen wir nur noch proben und singen dürfen.

Ein großer Erfolg des letzten Jahres ist die Bewilligung einer sich über vier Jahre erstreckenden Exzellenzförderung für Nachwuchschöre durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), in das der Göttinger Knabenchor mit dem Projekt „Singing for Future“ aufgenommen wurde. Im Rahmen dieses Projektes konnten wir an den Komponisten Ulrich Roscher einen Auftrag für eine klassische Komposition zum Sonnengesang des Franz von ­Assisi vergeben, die inzwischen schon vorliegt, und für 2021 eine Kooperation mit der Boygroup MAYBEBOP vereinbaren. Die Sänger um unser ehemaliges Knabenchormitglied Jan Bürger werden mit den Choristen des GK in Auseinandersetzung mit dem Sonnengesang Texte zum Thema „Zukunft“ erarbeiten und diese dann für Intermezzi zur Komposition des Sonnengesangs vertonen. Das ist ein Ausblick auf das kommende Jahr 2021, auf das wir uns schon freuen. Auch das im Jahr 2022 anstehende 60-jährige Jubiläum des GK werden wir in das Projekt „Singing for Future“ einbinden. Dazu planen wir für Ende September / Anfang Oktober 2022 eine internationale Knabenchorbegegnung in Göttingen.

Das kommende Jahr ist auch verbunden mit großen Hoffnungen auf eine Kooperation des Knabenchors mit der Händelgesellschaft und dem Konzertchor des OHG: Eine gekürzte Version des „Messias“ im Rahmen von „Haendel for Kids“ soll zur Aufführung gelangen. Außerdem soll – nach der erfolgreichen Aufführung der „Wassermusik“ von Daniel Stickan im vorigen Jahr – im nächsten Jahr die Reihe der Kompositionen über die vier Elemente fortgesetzt und Stickans „Luftmusik“ mit unseren Nachwuchssängern aufgeführt werden.

Noch sind wir sehr zuversichtlich, dass uns Corona im neuen Jahr nicht wieder einen Strich durch die Planungen macht.

Wir danken für all Ihre Unterstützung des Knabenchors und freuen uns darüber, dass uns so viele Choristen mit ihren Eltern treu geblieben sind, und verbleiben mit herzlichen Grüßen,

im Namen von Vorstand und Chorleiter des Göttinger Knabenchors,

Vorsitzender des Göttinger Knabenchor e. V.

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