Japan 2018: Tag 9 (23.03.)

Das Wetter ist gnädig mit uns und wir genießen den Tag. Bei einer Führung können wir den Higashi Hongan-ji erkunden und es öffnen sich Türen, die anderen sonst verschlossen bleiben.

Speisen wie die Mönche

Der Higashi Hongan-ji, ein buddhistischer Tempel

Heute Morgen machen wir unseren Sängern klar, dass etwas ganz Besonderes auf dem Programm steht: Wir dürfen in den Higashi Hongashi, der der Haupttempel von 9000 anderen Tempeln ist. Eine Besichtigung ist normalerweise nicht möglich, aber die Beziehungen von Taka mit einem weiteren Priester, der wiederum mit den Mönchen guten Kontakt hat, lassen uns diese Ehre zuteil werden. Diese buddhistische Richtung ist sehr offen für das Christentum – und umgekehrt wissen wir das ja auch. Als wir am Tempel ankommen, sind wir überwältigt über die Ausmaße der verschiedenen Gebäude! Wir bekommen eine Führung, die von Taka übersetzt wird. Wir sitzen auf Tatami-Matten, und unsere Jungs sind sehr aufmerksam. Danach werden wir durch die verschiedenen Räume geführt, aber die Sonne hat noch nicht das Innere des Tempels erwärmt: Die Socken halten die Kälte nicht ab, man glaubt gar nicht, dass Holz so kalt sein kann! Die Säulen sind gewaltig, aber wir erfahren, dass der Baum, der dafür genutzt wurde, die vierfache Größe haben muss. Viele Räume dürfen wir bestaunen, einige mit Gemälden. Auch eine Restaurierungswerkstatt für die Papier-Fenster sehen wir, das ist sehr interessant. Sobald man eine Holzdiele betritt, die von der Sonne beschienen wird, wärmt das die Füße, und man kann beobachten, wie sich die Füße unserer Sänger entsprechend ausrichten!

Diese Räumlichkeiten bleiben der Öffentlichkeit eigentlich verborgen: Gartenanlage im Higashi Hongan-ji

Dann schließt sich ein unglaubliches Erlebnis an: Wir erhalten ein typisch buddhistisches Gericht, für das die Mönche vorher gesammelt haben! Niemand von uns hat wohl jemals so fein angerichtete Speisen vorgesetzt bekommen. Klar, wir vermögen nicht, die Speisen zu identifizieren, aber die 7 Schüsseln waren ein reines Kunstwerk. Im Folgenden werden die verschiedenen Herangehensweisen unserer Jungs geschildert.

  1. Genießer, die alles unglaublich lecker fanden und schnell die leeren Schüsseln ordentlich ineinander stellen konnten (es entstand ein neues Kunstwerk).
  2. Skeptiker, die zaghaft manches probierten, anderes lieber liegen ließen (aber in keinster Weise die Nase rümpften!).
  3. Spieler, die der Reihe nach ein „Objekt“ auswählten und sich dies ebenso wie ihre Mitspieler zwischen ihre Stäbchen nahmen. Dann wurde leise 1 – 2 – 3 gezählt, und schließlich verschwanden die Dinge gleichzeitig in den Mündern. Oft konnte man in den Gesichtern freudige Überraschung ablesen!
Zum Mittagessen gibt es ein traditionelles buddhistisches Mahl

Nach dem Mahl dürfen alle die Sonne genießen. Die einen liegen am See im Gras, die anderen spielen Verstecken auf den malerischen Hügeln, wieder andere blicken verzückt auf die (erblühten!) Kirschblüten.

Wir genießen die Sonne

Nun folgt der Pressetermin: Alle mal aufstellen vor den Bäumen und lachen (fällt uns gar nicht schwer!) – und dann wird offiziell fotografiert.

Jetzt muss umgeschaltet werden. Die Probe in dem Aufführungsraum beginnt. Die armen Sänger haben es sehr schwer, denn dort liegt Teppich, der Klang ist äußerst gedämpft. Chorleiter, Pianistin und Sänger versuchen alles, um alles aus sich und dem Raum heraus zu holen. Nach einem kleinen Snack (leider mit für viele unserer Mägen schlecht verträglichem Grüntee) begeben sich die Choristen in einen Raum mit Tatami-Matten zum Ruhen. Es ist erstaunlich, wie viel Selbstdisziplin die Jungs haben: Sie wissen, dass es wichtig ist, vor einem Konzert zu ruhen. Das Licht wird ausgeschaltet, sofort kehrt Ruhe ein, und dann schlafen alle eine Stunde auf den Matten. Kreuz und quer, auf dem Rücken, der Seite, dem Bauch – oft auch auf dem eines Mitsängers (prima Kopfkissen)!

Sakura – Kirschblüte

Beim Konzert geben sie alles, sie singen sehr gut, auch wenn die Akustik etwas enttäuschend ist. Unsere Künstler sind sich der Ehre bewusst, hier singen zu dürfen: Dies ist das erste offizielle Treffen von Buddhisten und Christen hier im größten Tempel dieser Konfession. Und es ist das erste Konzert in diesem Vortragsraum! „Von wem habe ich was gelernt?“ Das ist eine der Hauptfragen hier. Und für unsere Jungs ist das ein Motto, das sie bestimmt mitnehmen werden. Sie werden sich sicher immer wieder in ihrem Leben erinnern an das, was sie im Chor, auf der Reise und über den Buddhismus erfahren haben! So können wir auch heute wieder zufrieden in die Betten fallen.


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